Alu aus Ton


Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde

Das Salzsäureverfahren für die Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde wurde während des Zweiten Weltkriegs im US-amerikanischen National Bureau of Standards (heute: National Institute of Standards and Technology, NIST) entwickelt, als die Einfuhr von Bauxit erschwert oder unmöglich war und es notwendig wurde, einheimische Aluminiumquellen zu nutzen.

 

In der Kriegs- und Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs errichtete und nutzte das NIST eine Pilotanlage zur Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde, die in den hier wiedergegebenen historischen Bildern gezeigt und beschrieben wird:[1][2] 

    

Vorröstung

Die Vorröstung bei mäßiger Temperatur war der erste Schritt des Salzsäureverfahrens, das vom National Bureau of Standards für die Herstellung von Aluminium aus Tonerde entwickelt wurde. Der pulverisierte Ton wurde mit Hilfe von den, hier bei geöffneter Ofentür sichtbaren Rühr-Armen, geknetet, während er im Dreifachherd-Wedge-Ofen nach unten rann.[3] 

   

Durch das Rösten wurde die Löslichkeit des Aluminium­oxid­anteils erhöht, so dass das Aluminiumoxid mit verdünnter Salzsäure herausgelöst und so vom Silizium, das als säureunlösliches Siliziumdooxid zurückblieb, getrennt werden konnte.

     

Vorröstung bei mäßiger Temperatur am NIST, 1. Mai 1947

Vorröstung bei mäßiger Temperatur im Wedge-Ofen am NIST, 1. Mai 1947

© National Institute of Standards and Technology

   


Fermentierung

Die Fermentierung war die zweite Stufe des Salzsäureverfahrens zur Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde, wie sie in der beim National Bureau of Standards zur Erprobung des Verfahrens errichteten Pilotanlage durchgeführt wurde. Gezeigt wird der Fermenter, in dem der Ton nach einer Vorröstung mit heißer verdünnter Salzsäure gerührt wird, bis das lösliche Material gelöst ist. Auf diese Weise wird der Aluminiumanteil als Aluminiumoxid herausgelöst, während das Silizium als unlösliches Siliciumdioxid zurückbleibt.

    

Fermentierung am NIST, 1. Mai 1947

Fermentierung am NIST, 1. Mai 1947

© National Institute of Standards and Technology

    


Filterpresse

Nachdem alles in der Tonerde lösliche Material in Salzsäure aufgelöst worden war, wurde das unlösliche Material, das größtenteils aus Siliciumdioxidschlamm bestand, in der Filterpresse entfernt. Der Filterkuchen wurde mit Druckluft trocken geblasen und mit Wasser gewaschen. Das saure Filtrat und das Waschwasser wurden dann in einer Destille zu einem noch kleineren Volumen verdampft, so dass weniger Salzsäuregas für die eventuelle Ausfällung von Aluminium als Chlorhydrat benötigt wurde. Die Verwendung von Glasrohrleitungen (oben rechts) war wegen der korrosiven Wirkung von Säuredämpfen auf Metall erforderlich. 

 

Filterpresse für die Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde  am National Institute of Standards and Technology (NIST), 1. Mai 1947

Filterpresse am NIST, 1. Mai 1947

© National Institute of Standards and Technology

    


Abscheider

Im unteren Teil des in der Pilotanlage des National Bureau of Standards für die Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde gab es einen Abscheider.

 

Die aus dem Aufschluss des Tons in Salzsäure gewonnene Lösung, bei der unlösliches Siliciumdioxid entfernt wurde, gelangte in einen großen Tank (unten Mitte).

 

Der Inhalt des Tanks wurde an die Spitze eines 2,75 m (neun Fuß) hohen Turms gepumpt, dessen Boden oberhalb des Tankes lag, und dann gegen einen Strom von Salzsäuregas fallen gelassen, das am unteren Ende des Turms eintrat, wobei Aluminium als Aluminium­chlorid­hydrat ausgefällt wurde.

Abscheider für die Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde  am National Institute of Standards and Technology (NIST), 1. Mai 1947

Abscheider am NIST, 1. Mai 1947

© National Institute of Standards and Technology

    


Befüllung des Herreshoff-Ofens

Der vorletzte Schritt bei der Herstellung von Tonerde aus Ton in der Pilotanlage des National Bureau of Standards ist die Umwandlung von hydratisiertem Aluminiumchlorid in Aluminiumoxid durch Kalzinierung.

    

Die Aluminiumchloridkristalle werden in den Trichter am oberen Ende eines 6 Meter (20 Fuß) hohen Kalzinierofens,[4] des sogenannten Herreshoff-Ofens, gegeben und ständig von Rührarmen gerührt, während sie nach unten über die beheizten Herde rinnen.

   

Befüllung des Herreshoff-Ofens für die Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde  am National Institute of Standards and Technology (NIST), 1. Mai 1947

Befüllung des Herreshoff-Ofens am NIST, Mai 1947

© National Institute of Standards and Technology

    


Vibrationsförderer

Das am Boden des Ofens austretende Aluminiumoxid wurde durch einen Vibrationsförderer entfernt, der so angeordnet war, dass das untere Ende des ø150 mm (6 Zoll) Glasauslassrohrs immer mit dem Oxid gefüllt war.

 

Auf diese Weise wurde verhindert, dass Luft in den Ofen eintrat und das oben austretende Salzsäuregas verdünnte, das im Prozess wiederverwendet wurde.

 

    

Vibrationsförderer für die Gewinnung von Aluminiumoxid aus Tonerde  am National Institute of Standards and Technology (NIST), 1. Mai 1947

Vibrationsförderer am NIST, 1. Mai 1947

© National Institute of Standards and Technology

    


Patente

Einzelnachweise

  1. United States, National Bureau of Standards: Aluminum from clay. Technical News Bulletin of the National Bureau of Standards, Band 31. Juni 1947. S. 66-69.
       
  2. Aluminum from clay - The hydrochloric acid process for the production of alumina from clay.
     
      
  3. Benannt nach Utley Wedge, dem Erfinder (siehe:  Merriam-Webster). 
       
  4. Aluminium-Verband, Schweiz: Herstellung von Aluminium: Mahlwerk, Autoklav, Ausrührer, Filterpresse, Abscheider und Kalzinierofen.